Die Wundheilung verläuft in drei ineinander übergreifenden Phasen:
1. Exsudative oder Reinigungsphase
* Aktivierung des Gerinnungs- und Immunsystems zur Säuberung der Wunde * Mechanische Reinigung der Wunde durch Ausschwemmen von Zelltrümmern, Stoffwechselabfallprodukten und Bakterien * Leukozyten, v.a. Makrophagen, sind die vorherrschenden Zellen und beginnen mit dem Abbau von abgestorbenen Gewebeteilen, Fremdkörpern und Bakterien durch Phagozytose * Merkmal: starke Exsudation (Absonderung eiweißreicher Flüssigkeit, Wundsekretion) 2. Proliferative oder Granulationsphase
* Neubildung eines zell- und gefäßreichen Bindegewebes (Granulationsgewebe) * Eingewanderte Fibroblasten sorgen für den Kollagenaufbau * Einsprießen von Kapillargefäßen zur Versorgung des Granulationsgewebes * Granulationsgewebe ist gut durchblutet, gekörnt, feucht, glänzend, sauber und rot gefärbt
3. Epithelisierungsphase oder Wundkontraktion
* Die Wunde zieht sich zusammen (Wundkontraktion) * Wundsekretion nimmt ab * Granulationsgewebe wandelt sich zu Narbengewebe um * Überhäutung der Wunde durch horizontales Wandern der Epithelzellen * Narbenbildung durch Ausreifung der Kollagenfasern * Merkmal: blass rosafarbenes Gewebe
Nekrose:
Nekrosen sind avitales Gewebe, behindern die Gewebeneubildung und stellen einen Nährboden für Keime und Bakterien dar. Infektionen und Unterminierungen lassen sich nicht erkennen, da der Wundgrund nicht einsehbar ist. Erst nachdem die Nekrosen abgetragen sind, ist es möglich, den tatsächlichen Umfang und den Wundzustand zu beurteilen. Ihre Beschaffenheit variiert von trocken bis feucht. Dabei treten farbliche Variationen von schwarz, über braun, grünlich bis gelb auf.
Fibrinbelag
Fibrinöse Beläge verhindern das Wachstum der Zellen. Die schmierige graugelbe Schicht kann eine beachtliche Dicke erreichen und ist nicht mit einem infizierten Belag zu verwechseln (Achtung: Infektionszeichen ausschließen).
Infektion
Die Kardinalsymptome der infizierten Wunde sind: Schwellung, Rötung, Überwärmung, Schmerz und Funktionseinschränkung. Weitere typische Kennzeichen sind ein unangenehmer Geruch, eitrige und vermehrte Exsudation sowie eine erhöhte Keimzahl (über 10 hoch 5 koloniebildenden Einheiten pro Gramm/Gewebe).
Granulation
Granulationsgewebe ist gut durchblutet, gekörnt, feucht, glänzend, sauber und rot gefärbt. Die Exsudation nimmt ab. Um Läsionen zu vermeiden, sollte an einer granulierenden Wunde sehr vorsichtig mit dem empfindlichen, frischen Gewebe umgegangen werden.
Epithelisierung:
Die Wunde wird vom Rand her immer kleiner und bildet unter Vernarbung feines, neues Gewebe aus. Die Wundsekretion ist rückläufig. Das Epithelgewebe sieht rosa, hellrosa bis weißlich aus. Damit dieses frische, noch sehr empfindliche Gewebe bei einem Verbandwechsel nicht mit abgezogen wird, sollte die Wundauflage auf keinen Fall mit der Wunde verkleben.