Chirurgie ([gesprochen kirʊrˈɡiː, çirʊrˈɡiː], umgangssprachlich [ʃirurˈɡiː]; griechisch χειρουργική [τέχνη] ,handwerkliche Kunst‘) ist ein medizinisches Fachgebiet. Es befasst sich mit der Behandlung von Krankheiten und Verletzungen durch direkte, manuelle oder instrumentelle Einwirkung auf den Körper des Patienten (Operation). Das Wort ,Chirurgie‘ ist aus zwei Teilwörtern zusammengesetzt, nämlich aus altgr. χείρ ,Hand‘ und ἔργον ,Werk, Arbeit‘, also wörtlich übersetzt ist ein Chirurg ein ,Handarbeiter‘. In der Chirurgie werden kranke Organe vollständig (Ektomie) oder teilweise (Resektion) entfernt. Verstopfte Organsysteme werden wieder durchgängig gemacht. Es werden neue Organe oder Prothesen implantiert. Der Begriff Chirurgie wird oft dazu verwendet, die Fachabteilung innerhalb eines Krankenhauses oder die spezielle Einzelklinik in einem Klinikum zu bezeichnen.
Geschichte
Schon in der Steinzeit und der Antike lassen sich am Kopf durchgeführte Operationen nachweisen. Knochenfunde beweisen, dass Patienten derartige Operationen überlebten. Chirurgische Eingriffe wurden bei den Ägyptern und Römern mit speziell für diesen Zweck bestimmten Werkzeugen durchgeführt. Über die Erfolge und Heilungen ist wenig bekannt. Bis zum Aufkommen der akademischen Medizin führte der Bader oder Wundarzt mit handwerklicher Ausbildung kleinere Operationen durch. Ein besonderes Anliegen der chirurgisch tätigen Personen war seit jeher die Blutstillung. Eine wichtige Rolle spielte die Chirurgie im Krieg. Aufgrund fehlenden Wissens über Infektionsgefahren wurden die Instrumente und die Hände des Arztes oft nicht gereinigt. Die Kittel waren damals dunkel, damit man sie nicht so oft waschen musste. Die Folge waren Wundinfektionen, gefolgt von Blutvergiftung (Sepsis) und Tod. Dies änderte sich langsam mit der Entdeckung der Ursache des Kindbettfiebers durch Ignaz Semmelweis. Eine wichtige Rolle für den Siegeszug der Chirurgie spielten Hygienemaßnahmen wie die Reinigung und nachfolgende Sterilisation von medizinischen Werkzeugen und Materialien und die Desinfektion. Vor Einführung der Narkose (1846) hatte der Chirurg wegen der starken Schmerzen des Patienten möglichst schnell zu arbeiten. Todesfälle durch Schmerz (Schock) waren nicht selten. Sir Robert Liston (1798–1847) amputierte trotz zum ersten Mal eingesetzter Narkose (21. Dezember 1846) aus Gewohnheit ein Bein in 28 Sekunden. Dies stellte damals eine normale Operationszeit dar: Vom Leibarzt Napoleons wird berichtet, dass er über 200 Amputationen an einem Tag vornehmen konnte. Heute dauert eine Unterschenkelamputation vom Hautschnitt bis zum Ende der Hautnaht in der Regel zwischen 25 und 60 Minuten (je nach Übung des Operateurs und Verlauf der Operation). Seit den 1990er Jahren etablierte sich die Methode der minimal-invasiven Chirurgie; dabei werden Patienten, wenn möglich, ohne größere Schnitte operiert. Der Chirurg arbeitet dabei per Bildschirm, mit indirekter Bedienung der Geräte.