Krampfadern, auch Varizen (lat. varix = Knoten) genannt, sind knotenförmig erweiterte, oft geschlängelte, oberflächlich liegende Venen. Das Krankheitsbild selbst wird Krampfaderleiden oder Varikose genannt. In Krampfadern fließt das Blut langsamer als in gesunden Venen. Sie bilden sich bevorzugt an den Hautvenen des Beins und treten dort als stellenweise knotenförmig ausgebuchtete, bläulich gefärbte Stränge in Erscheinung. Krampfadern können auch in anderen Körperregionen entstehen. So finden sich beispielsweise bei fortgeschrittenem Leberversagen (Leberzirrhose) krankhaft erweiterte Venen unter der Schleimhaut der Speiseröhre (Ösophagusvarizen).
Das Wort Krampf ist eine Ableitung des althochdeutschen krimphan mit der Bedeutung "krümmen, sich krampfhaft zusammenziehen". Seit dem 16. Jahrhundert wird das Wort Krampfader, auch "Krummader", im deutschen Sprachraum verwendet. Für die Entstehung des Begriffs existieren unterschiedliche Vorstellungen. So wird zum einen vermutet, dass sich das Wort auf den geschlängelten Verlauf der krankhaft veränderten Venen bezieht. Eine andere Vermutung ist der Zusammenhang zwischen der Erkrankung und nächtlich auftretenden Wadenkrämpfen, die bei einigen Formen der Krampfadern vorkommen.
Anatomie
Man unterscheidet drei Arten von Blutgefäßen (Adern): Arterien, Kapillaren und Venen. Arterien transportieren sauerstoffreiches Blut vom Herzen in andere Körperorgane wie Gehirn, Leber, Nieren, Arme und Beine, um diese mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Die Kapillaren, die sich an die Arterien anschließen, sind feinste Blutgefäße. In ihnen erfolgt der Stoffaustausch zwischen dem Blut und dem Gewebe. Venen wiederum sind größere Blutgefäße, in denen das sauerstoffarme, also das verbrauchte Blut, aus den Kapillaren der Organe zurück zum Herzen gelangt. Für Venenerkrankungen ist dabei die Unterscheidung von oberflächlichen Venen, die direkt unter der Haut liegen, tiefen Venen in der Muskulatur und Verbindungsvenen, über die Blut aus den oberflächlichen in die tiefen Venen abfließt, bedeutsam.
Das Blut wird vom Herzen mit hohem Druck in die Arterien gepumpt. Deren Wand muss folglich kräftig und muskulös sein, um dem hohen Blutdruck standzuhalten. In den Venen dagegen strömt das Blut unter niedrigem Druck zum Herzen zurück. Ihre Wand ist daher vergleichsweise dünn. Damit sich die Strömungsrichtung des Bluts in den Venen aufgrund des niedrigen Blutdrucks nicht umkehrt, besitzen sie Ventile, so genannte Venenklappen.
Diese Venenklappen funktionieren wie Segel. Strömt das Blut in Richtung des Herzens, liegen sie eng an der Wand der Vene an. Bei einem Stillstand des Bluts oder wenn sich die Strömungsrichtung umzukehren droht, blähen sich die Klappen auf und legen sich so aneinander, dass der Querschnitt der Vene verschlossen wird. Auf diese Weise verhindern sie, dass das Blut unter dem Einfluss der Schwerkraft zurückfließt.
Formen
Abhängig davon, welche Venen von der krankhaften Erweiterung betroffen sind, werden an den Beinen vor allem drei Formen der Krampfadern unterschieden:
-Stammvarizen -Seitenastvarizen -Besenreiser und retikuläre Varizen
Stammvarizen
Bei der Stammvarikose erweitern sich die beiden Hauptvenen (Stammvenen) des oberflächlichen Systems des Beins, der großen Rosenvene (Vena saphena magna) und der kleinen Rosenvene (Vena saphena parva). Dabei können entweder beide Venen oder nur jeweils eine der beiden betroffen sein. Meist wird die Erkrankung durch eine Funktionsstörung der jeweils letzten Klappe vor der Einmündung der oberflächlichen Venen in das tiefe Venensystem im Bereich der Leistenbeuge (Vena saphena magna) bzw. der Kniekehle (Vena saphena parva) ausgelöst. Sichtbar werden die Krampfadern entsprechend ihrer anatomischen Lage an der Innenseite der Ober- und Unterschenkel. Stammkrampfadern bilden mit etwa 85 Prozent die häufigste Form der Krampfadern.
Seitenastvarizen
Eine Seitenastvarikose ist die krankhafte Erweiterung von bestimmten Seitenästen der beiden Stammvenen des oberflächlichen Venensystems. Häufiger sind die Seitenäste im Bereich der großen Rosenvene (Vena saphena magna) betroffen. In vielen Fällen tritt eine Seitenastvarikose gleichzeitig mit einer Stammvarikose auf.
Seitenastkrampfadern werden ebenfalls an der Innenseite der Ober- und Unterschenkel sichtbar.
Besenreiser und retikuläre Varizen
Besenreiser und retikuläre Varizen betreffen kleine Gefäße in der Haut, die einen Durchmesser von weniger als einem Millimeter haben. Die retikulären Krampfadern (lat. reticularis = netzförmig) sind netzförmig angeordnet. Die so genannten Besenreiserkrampfadern weisen häufig eine birkenreisartige Anordnung auf. Besenreiser und retikuläre Krampfadern treten vor allem an der Außenseite der Ober- und Unterschenkel und an der Innenseite des Knies auf.
Häufigkeit
Krampfadern gehören zu den häufigsten Krankheitsbildern in Deutschland. Verschiedenen Studien zufolge weisen 50 bis 80 Prozent der Deutschen variköse Veränderungen unterschiedlicher Ausprägung auf, wobei Frauen doppelt so häufig erkranken wie Männer. Bei den meisten Betroffenen sind die Veränderungen jedoch geringgradig und ohne wesentlichen Krankheitswert, sodass diese nur gelegentlich unter leichten Beinbeschwerden leiden. 15 Prozent allerdings zeigen eine ausgeprägte Krampfaderbildung, die medizinisch behandelt werden muss.
Ursachen: primäre Krampfadern
Beim primären Krampfaderleiden kommt es zu einer Umkehr der Strömungsrichtung des Bluts, sodass sich dieses in den oberflächlichen Venen staut und diese krankhaft erweitert. Der genaue Entstehungsmechanismus ist nicht bekannt. Als Ursache wird eine angeborene oder erworbene Schwäche des Bindegewebes vermutet, die zu einer Funktionsstörung der Klappen in den oberflächlichen Venen bzw. den Verbindungsvenen zwischen oberflächlichen und tiefen Venen führt. Durch die stauungsbedingte Erweiterung der Venen werden in der Folge weitere Klappen undicht. Der Druck in den Venen steigt wegen des erhöhten Blutvolumens an und presst Flüssigkeit aus den Gefäßen in das umliegende Gewebe. Auf diese Weise entstehen Ödeme (griech. oideo = schwellen), die sich als Schwellung der Füße und später auch der Unterschenkel bemerkbar machen. Langfristig führt der Rückstau des Bluts in den oberflächlichen Venen zur dauerhaften Erweiterung der Venenwand – Krampfadern entstehen.
Verschiedene Faktoren begünstigen die Auslösung primärer Krampfadern:
-Bewegungsmangel führt zu einer geringen Aktivierung der Muskelpumpen. S-tändiges Herunterhängen der Beine, beispielsweise bei stehenden oder sitzenden Berufen, lässt in Folge der Schwerkraft kontinuierlichen hydrostatischen Druck auftreten, der dem Blutfluss in Richtung Herzen entgegenwirkt. -Ebenso behindert eng anliegende Kleidung, die die Beine abschnürt (z.B. enger Sockenbund), den venösen Blutstrom. -Vermutlich durch hormonelle Umstellungen des Organismus steigt darüber hinaus auch während einer Schwangerschaft das Risiko für die Entstehung von Krampfadern.
Ursachen: sekundäre Krampfadern
Sekundäre Krampfadern entstehen durch eine Abflussbehinderung im tiefen Venensystem, , beispielsweise beim Verschluss der tiefen Hauptvene des Beins durch ein Blutgerinnsel (Thrombose) oder bei größeren Tumoren im Bauchbereich. Das Blut muss über andere Venen zum Herzen zurückfließen, sodass ein kompensatorischer Umgehungskreislauf entsteht. Durch den dabei erhöhten Blutfluss kommt es zu einer Erweiterung der oberflächlichen Venen, die Venenklappen werden undicht und das Blut staut sich an.
Symptome
Häufig zeigen sich bereits in der Jugend oder im frühen Erwachsenenalter die ersten Symptome eines beginnenden Krampfaderleidens (Varikose). Die bläulichen, knotig verdickten Krampfadern (Varizen) werden durch ihre oberflächliche Lage unter der Haut sichtbar und führen für viele Betroffene zunächst vor allem zu kosmetischen Beeinträchtigungen.
Mit fortschreitender Erkrankung leiden die Erkrankten häufig unter einem Schweregefühl in den Beinen, das sowohl im Stehen als auch im Sitzen auftritt. Im Tagesverlauf kommt es zu einer Schwellung der Beine vor allem im Knöchelbereich. Darüber hinaus klagen viele Betroffene über nächtliche Wadenkrämpfe, deren Zusammenhang mit dem Krampfaderleiden jedoch nicht abschließend geklärt ist. Typisch für Krampfadern ist, dass die Beschwerden in den Tagen vor der Monatsblutung (prämenstruell) und im Sommer, nicht aber beim Gehen zunehmen.
Diagnose
Ziel der Diagnose ist es, das Ausmaß der Krampfadern (Varizen) vollständig zu erkennen, um die geeignete therapeutische Vorgehensweise festlegen zu können. Dazu gehören als erstes genauere Informationen über die Stärke der subjektiven Beschwerden und mögliche familiäre Vorbelastungen.
Körperliche Untersuchung
Bei der körperlichen Untersuchung sind die knotenartig veränderten Krampfadern häufig deutlich unter der Haut sichtbar. Verschiedene Tests können bereits erste Hinweise auf das Vorliegen von Funktionsstörungen der Venenklappen und die Beteiligung des tiefen Venensystems liefern.
Trendelenburg-Test Beim Trendelenburg-Test liegt man mit ausgezogenen Beinen auf dem Rücken und streckt das betroffene Bein senkrecht nach oben. Der Arzt streicht das Blut aus und legt einen schmalen Verband um den Oberschenkel. Nachdem man anschließend aufgestanden ist, beobachtet der Arzt, wie schnell sich das oberflächliche Venensystem füllt. Der Test zeigt, ob eine Funktionsstörung der Klappen der oberflächlichen Venen oder der Verbindungsvenen zwischen oberflächlichem und tiefem System vorliegt.
Pratt-Test Auch beim Pratt-Test liegt man zunächst mit hochgehaltenem Bein auf dem Rücken, der Arzt streicht das Blut aus und legt einen elastischen Verband vom Fuß bis zur Leiste an. Nach einer kurzen Zeit steht man wieder auf. Die Binde wird abgewickelt und gleichzeitig eine zweite angelegt, sodass zwischen den beiden Binden ständig ein Streifen Haut von fünf bis zehn Zentimetern Breite frei bleibt. Der Arzt beobachtet fortlaufend die Venenfüllung an jeweils genau dieser Stelle. Der Pratt-Test liefert Hinweise darauf, ob eine Funktionsstörung der Verbindungsvenen zwischen oberflächlichem und tiefem System vorliegt.
Perthes-Test Beim Perthes-Test legt der Arzt einen schmalen Verband um den Oberschenkel. Während man umhergeht, beobachtet der Arzt die Füllung der oberflächlichen Venen. Auf diese Weise gewinnt er Hinweise auf das Vorliegen einer Abflussbehinderung des tiefen Venensystems.
Bildgebende Verfahren
Mithilfe der so genannten Duplexuntersuchung, einer Kombination aus Ultraschall und Doppler-Untersuchung, können die krankhaften Veränderungen der Venen und ihrer Klappen sichtbar gemacht werden.
Ein weiteres, in der Praxis gängiges Verfahren zur Untersuchung des Krampfaderleidens ist die so genannte Phlebographie. Dabei handelt es sich um eine Röntgenuntersuchung der Beinvenen, bei der ein jodhaltiges Kontrastmittel in eine Vene auf dem Fußrücken gespritzt wird. Durch dieses Kontrastmittel werden die Venen und eventuelle krankhafte Veränderungen auf dem Röntgenbild sichtbar.
Therapie
Eine jahrelang bestehende erhöhte Belastung der Krampfadern (Varizen) durch das in ihnen vergrößerte Blutvolumen kann zu dauerhaften, teilweise erheblichen Komplikationen führen. Aus diesem Grund sollte eine möglichst frühzeitige Behandlung des Krampfaderleidens (Varikose) erfolgen, um Spätschäden zu vermeiden.
Allgemeine Maßnahmen Körperliche Bewegung im Alltag oder in der Freizeit fördert über die Betätigung der Wadenmuskulatur den Abfluss des Bluts aus den oberflächlichen Venen (Muskelpumpe). Auch häufiges Hochlagern der Beine und kalte Wassergüsse zeigen einen entstauenden Effekt auf das Venensystem. Bereits bestehende Krampfadern können durch diese Maßnahmen zwar nicht vollständig beseitigt werden, die Beschwerden lassen sich jedoch meist deutlich lindern.
Venenmittel Bei geschwollenen, schweren Beinen sind verschiedene Venenmittel in Kapsel- oder Tablettenform auf pflanzlicher Basis erhältlich. Diese sollen vor allem die Durchblutung in den Kapillaren steigern und allgemein stabilisierend auf die Gefäßwände wirken. Ein Beispiel hierfür ist Troxerutin, ein Wirkstoff, der aus dem japanischen Schnurbaum gewonnen wird.
Andere Präparate mit ähnlicher Wirkung werden aus Rosskastanienextrakten (Aescin), Rutosiden (Flavonoid) oder rotem Weinlaub (Flavonoid) hergestellt. Ein Behandlungserfolg ist mit diesen Mitteln allerdings meist nur zu erzielen, wenn sie dauerhaft, wenigstens über mehrere Monate hinweg eingenommen werden. Häufig kehren die Beschwerden nach dem Absetzen der Medikamente zurück.
Venensalben sind im Handel in unterschiedlichsten Ausführungen erhältlich. Sie enthalten Wirkstoffe wie Aescin, Tannine oder Heparin. Auch ätherische Öle wie Rosmarin-, Latschenkiefern-, Salbeiöl oder Arnikablütenextrakt werden in Kombinationspräparaten angeboten. Über die genaue Wirkungsweise der verschiedenen Mittel ist nur wenig bekannt. Im Zusammenhang mit anderen Behandlungsmaßnahmen können sie die Krampfaderbeschwerden lindern.
Kompressionstherapie Bei ausgeprägten Krampfadern (Varizen), die stärkere Beschwerden verursachen, kann die Kompression als eine Art Basistherapie eingesetzt werden. Hierbei werden durch die Kompression von außen mithilfe eines Verbands oder eines Kompressionsstrumpfs der Querschnitt der oberflächlichen Venen verringert und der Abtransport des Bluts beschleunigt. Allerdings ist die Methode nicht geeignet, um bestehende Krampfadern zu beseitigen und sollte deshalb nur angewendet werden, wenn die diesbezüglich effektiveren Verfahren wie Verödung oder Operation aus bestimmten Gründen unmöglich sind.
Verödung Die so genannte Verödungstherapie ist vor allem für Besenreiser, retikuläre Varizen und reine Seitenastkrampfadern geeignet. Weil nach einer Behandlung von Stammkrampfadern mit der Verödungstechnik die Krampfadern häufig wiederkehren, wird bei ihnen in der Regel operativen Maßnahmen der Vorzug gegeben.
Bei der Verödungstherapie wird ein Mittel in die Krampfadern gespritzt, das deren Innenwand reizt und zum Verschluss (Verödung) des Gefäßes führt. Nach der Verödung wird reichlich Bewegung empfohlen, um den Blutstrom in den verbliebenen Venen anzuregen.
Operation Vor allem bei Stammkrampfadern hat sich die Operation als die erfolgreichste Maßnahme erwiesen. Bei der so genannten Stripping-Operation werden die erkrankten Venen mit einer Sonde aus dem Bein gezogen. Mitunter werden kleinere Seitenäste zusätzlich verödet. Im Anschluss an die Operation müssen für einige Zeit Kompressionsstrümpfe getragen werden.
Bei älteren Betroffenen, bei denen die Risiken einer Narkose zu hoch sind, kann zur Behandlung von Stammkrampfadern eine Unterbindung der betroffenen Vene (Krossektomie) erfolgen. Bei diesem Verfahren wird die Krampfader unter örtlicher Betäubung an ihrer Eintrittsstelle in das tiefe System durchtrennt, wodurch das Zurückströmen des Bluts verhindert wird. Anschließend müssen ebenfalls für einige Zeit Kompressionsstrümpfe getragen werden.
Verlauf
Krampfadern (Varizen) sind in vielen Fällen harmlos. Die kosmetische Beeinträchtigung durch die hervortretenden knotigen Venen ist jedoch besonders bei Frauen in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen. Außerdem können Krampfadern in fortgeschrittenen Krankheitsstadien erhebliche Beschwerden verursachen.
Komplikationen Krampfadern neigen aufgrund ihrer starken Erweiterung und der im Verhältnis zu Arterien dünnen Venenwand dazu zu platzen und führen so mitunter zu starken Blutungen. Darüber hinaus kann das sich in den Krampfadern nur langsam bewegende Blut gerinnen und eine Verstopfung der oberflächlichen Venen mit Blutgerinnseln (Thrombose) oder eine oberflächliche Venenentzündung (Varikophlebitis) hervorrufen.
Durch den Rückstau des Bluts und den damit verbundenen erhöhten Druck in den krankhaft veränderten Venen kommt es insbesondere im Bereich der Unterschenkel zu ausgeprägten Hautschädigungen und der Bildung von Gewebswasser (Ödem), die als starke Schwellung in Erscheinung tritt. Es können sich dunkle Verfärbungen der Haut, Entzündungen und ekzemartige Hautveränderungen mit starkem Juckreiz bilden. Der teilweise Stillstand des Bluts führt zu einer Ernährungsstörung des Gewebes, da auf der einen Seite das venöse, sauerstoffarme Blut nicht aus dem Gewebe abfließen und auf der anderen das arterielle, sauerstoffreiche Blut nicht in das Gewebe einfließen kann. Die Ernährungsstörung im Zusammenhang mit dem hohen Druck verursacht im schlimmsten Fall den Untergang von Gewebe mit der Bildung von Beingeschwüren (Ulcera cruris), die auch als "offene Beine" bekannt sind.
Beim Übertritt einer durch Krampfadern hervorgerufenen oberflächlichen Venenentzündung auf das tiefe System kann es zu einem Verschluss der tiefen Venen mit Blutgerinnseln (tiefe Beinvenen Thrombose) kommen. Werden solche Gerinnsel vom Blutstrom mitgerissen, können sie in die Lunge gelangen und dort lebensgefährliche Verstopfungen kleinerer oder größerer Blutgefäße (Lungen embolie) hervorrufen.
Die vermehrte Belastung der tiefen Beinvenen in Folge des dauerhaft erhöhten Blutvolumens führt zu einer Verhärtung der Venenwand, einer so genannten Phlebosklerose. Hierdurch vermindert sich deren natürliche Fähigkeit, kleinere Blutgerinnsel aufzulösen. Die Gefahr der Bildung einer tiefen Beinvenenthrombose steigt. Darüber hinaus kommt es durch die Wandverhärtung an den Klappen der tiefen Venen zu Schrumpfungs- und Vernarbungsprozessen, sodass letztlich auch ihre Funktionsfähigkeit eingeschränkt ist. Ödeme und Beingeschwüre sind die Folge.
Prognose
Beim Krampfaderleiden (Varikose) handelt es sich um ein chronisches Krankheitsbild, das, wenn es nicht behandelt wird, dazu neigt, mit zunehmendem Alter fortzuschreiten. Eine frühzeitige Therapie, welche die Krampfadern (Varizen) beseitigt, ist daher sinnvoll und anzuraten. Bei Frauen nehmen häufig während einer Schwangerschaft die Beschwerden deutlich zu.
Die operative Entfernung von Stammkrampfadern zeigt gute Erfolge. Etwa 95 Prozent der so behandelten Betroffenen bleiben in den ersten fünf Jahren nach der Operation beschwerdefrei. Nach zehn Jahren zeigen etwa zehn Prozent der Erkrankten erneut auftretende Krampfadern (Rezidive).
Bei der Verödung von Krampfadern treten nach fünf Jahren bei etwa zehn Prozent und nach zehn Jahren bei etwa 20 Prozent aller Betroffenen erneut Krampfadern auf.
Vorbeugen
Da die Ursache für Krampfadern (Varizen) häufig eine angeborene Bindegewebsschwäche ist, kann ihre Entstehung meist nicht vollständig verhindert werden. Allerdings ist es möglich, durch das Vermeiden von Risikofaktoren wie Übergewicht und mangelnde Bewegung das Fortschreiten der Erkrankung hinauszuzögern und die Beschwerden zu lindern.
Körperliche Bewegung fördert den Abtransport des Bluts aus den Venen. Auch häufiges Hochlagern der Beine und kalte Wassergüsse zeigen positive Effekte auf das Venensystem. Zusätzlich sind verschiedene Formen von Fußbädern empfehlenswert, welche die positiven Effekte körperlicher Betätigung unterstützen.
Beruf und Alltag Viele Menschen leiden in Deutschland vor allem aus beruflichen Gründen unter Bewegungsmangel und sind deshalb besonders gefährdet, an einem Venenleiden zu erkranken. Kann eine sitzende Tätigkeit nicht unterbrochen werden, sollten wenigstens die Beine so oft wie möglich hoch gelagert werden, um den Einfluss der Schwerkraft zu verringern und den Blutfluss in den Beinvenen zu begünstigen. Generell gilt zur Vermeidung von Venenleiden die Devise: "Viel laufen und gehen, wenig sitzen und stehen!". Menschen, die viel sitzen oder stehen müssen (Verkäufer, Bürokräfte etc.), sollten besonders motiviert sein, sich in ihrer Freizeit ausgiebig zu bewegen.
Eine wesentliche Rolle bei Venenleiden spielt die richtige Art der Bewegung. Geeignet sind alle Bewegungen, welche die Waden- und Fußmuskeln aktivieren, da diese über ihre Pumpfunktion wesentlich zur Entlastung der Unterschenkelvenen beitragen. Die Muskeln sollten über einen längeren Zeitraum möglichst gleichmäßig bewegt werden, wobei es nicht darauf ankommt, sportliche Höchstleistungen zu vollbringen. Entscheidend ist vielmehr die Regelmäßigkeit der körperlichen Betätigung, da die Muskelpumpen immer wieder neu aktiviert werden müssen, um ihre Wirkung entfalten zu können. Regelmäßige Bewegung führt darüber hinaus zu einem Trainingseffekt der Muskulatur. Die Größe der Muskeln nimmt zu und damit auch der Druck, den sie auf die Venendurchblutung ausüben. Kleinste Veränderungen wirken sich dabei schon positiv aus.
Sport Für die Freizeit sind besonders Ausdauersportarten wie Radfahren, Joggen, Walking, Rollerbladen oder Schwimmen zu empfehlen, da hierbei die Muskeln längere Zeit gleichmäßig beansprucht werden. Auch lange Spaziergänge, Wandern, Tanzen, Aerobic oder Jazz-Dance wirken sehr effektiv.
Nicht alle Sportarten wirken sich günstig auf eine bestehende Venenerkrankung aus. So wird bei Sportarten, die mit kurzen schnellen Bewegungs- und längeren Stehphasen verbunden sind, beispielsweise Tennis, Badminton oder Kraftsportarten wie Bodybuilding, der venöse Rückstrom zum Herzen nicht kontinuierlich gefördert. Bei bereits krankhaft erweiterten Venen können sich die positiven Effekte der körperlichen Bewegung unter Umständen sogar ins Gegenteil verkehren. Durch die verstärkte Aktivität werden der Herzkreislauf und die Durchblutung angeregt, sodass ein erhöhter Blutfluss entsteht. Bleibt die Pumpwirkung der Wadenmuskeln in den Stehpausen plötzlich aus, versackt das vermehrte Blutvolumen in den vorgeschädigten Venen und bewirkt deren weitere Ausdehnung. Darüber hinaus kommt es bei Kraftsportarten wie Bodybuilding durch bestimmte Übungen zu einer übermäßigen Erhöhung des Drucks im Bauchraum ("Bauchpresse"), die den venösen Blutstrom zum Herzen zeitweilig behindert.
Venengymnastik Wenn schlechtes Wetter einen Spaziergang verhindert, kann gezielte Venengymnastik den Körper in Schwung bringen. Einfache Übungen sind problemlos zu erlernen und können auch schnell mal zwischendurch neben Schreibtisch und Bürostuhl durchgeführt werden:
-Auf-der-Stelle-Gehen -Abrollen der Füße von den Fersen in den Zehenstand und zurück -abwechselndes Gehen auf den Fersen und dem Fußballen -Greifen und Hochheben von leichten Gegenständen (z.B. Taschentuch, Stift) mit den Zehen -Kniebeugen (soweit die Kniegelenke es zulassen) -In der Rückenlage, etwa abends vor dem Schlafen, sind Übungen wie Radfahrbewegungen mit einem Bein oder wiederholte leichte Tretbewegungen gegen das Fußende des Betts möglich. Auch rhythmisches Beugen und Strecken der Zehen in liegender Position aktiviert die Muskelpumpen und entlastet so die Venen. - Eine weitere Übung besteht darin, die Zehen bei hoch gelagerten Beinen gegen das Fußende zu stemmen, das Gesäß anzuheben und für mehrere Sekunden anzuspannen. Dabei ist es wichtig, in kleinen Zügen weiterzuatmen. Nach einer kurzen Verschnaufpause sollte diese Übung noch zweimal wiederholt werden.
Kompressionsstrumpf Bei verstärkter körperlicher Aktivität ist es generell wichtig, lockere Kleidung zu tragen. Einschnürende Kleidungsstücke, beispielsweise Strumpfbänder oder straff sitzende Jeanshosen, können die unter der Haut liegenden oberflächlichen Venen an einzelnen Stellen (Kniekehlen, Knöchel) abdrücken und behindern so den Blutfluss. Auch enges Schuhwerk ist nicht zu empfehlen. Barfuß gehen kräftigt die Fußmuskeln und steigert die Effektivität der Beinbewegungen erheblich.
Eine Ausnahme bilden die so genannten Kompressionsstrümpfe, die bei der Behandlung von ausgeprägten Krampfadern oder starken Ödemen eingesetzt werden. Durch den Druck, den die eng anliegenden Strümpfe auf das Bein ausüben, wird der Querschnitt der oberflächlichen Venen verringert und der Abtransport des Bluts beschleunigt. Da die Kompressionsstrümpfe für jeden Betroffenen individuell nach seinen Maßen angefertigt werden und im Normalfall über das Kniegelenk hinaus bis auf den Oberschenkel reichen, besteht keine Gefahr, dass sie bei körperlicher Bewegung herunterrutschen und einzelne Gefäße (z.B. unter der Kniekehle) abschnüren. Im Gegenteil verstärkt die kontinuierliche Verringerung des Venenquerschnitts vom Fuß bis zum Oberschenkel die Effekte der durch die Bewegung aktivierten Muskelpumpen. Erkrankte, die wegen eines bereits bestehenden Venenleidens mit Kompressionsstrümpfen behandelt werden, sollten diese deshalb auch während sportlicher Betätigung tragen. Andernfalls kann sich die Venenerkrankung unter Umständen sogar verschlimmern.
Bädertherapie Auch verschiedene Körperbäder zeigen durch eine Steigerung der Durchblutung entstauende Effekte auf das Venensystem. Bei leichten Krampfadern (Varizen) ist vor allem morgens die regelmäßige Anwendung von kalten Knie- oder Schenkelgüssen zu empfehlen. Sie dauern nur wenige Sekunden, lassen sich daher leicht in die morgendliche Körperhygiene integrieren und regen sowohl die lokale Durchblutung im Bein als auch den Kreislauf allgemein an.
Eine etwas zeitaufwändigere Methode ist das so genannte Wassertreten nach Kneipp. Hierbei wird im Storchenschritt eine Minute lang in kaltem Wasser von etwa 15 bis 20 °C getreten, das etwa eine Handbreit unter die Kniekehle reicht. Eine besondere Form des Wassertretens ist das Tautreten, bei dem man morgens barfuß durch taunasse Wiesen läuft.